Gebirgsschützen
Nach der letzten Ritterschlacht 1322 bei Ampfing und dem dann folgenden Niedergang der Ritterschaft, hatte das Volk den Schutz durch die Ritterheere verloren und war gezwungen, den Schutz und die Verteidigung von Land und Bevölkerung aus den eigenen Reihen zu organisieren. Neben dem offiziellen Heer des Landesherrn, in Bayern des Herzogs, trat die Volksmiliz, die nur die eigene engere Heimat schützte und verteidigte. Die Bezeichnungen für diese Volksmiliz änderten sich fortwährend. In den Urkunden finden sich Namen wie: Diener und Knechte, Mannen mit Helmen, Ausgewählte, Landfahnen, zuletzt Schützen und Gebirgsschützen.
1477 sind in den fünf Hauptmannschaften der Herrschaft Hohenaschau, nämlich in Aschau, Sachrang, Bernau, Frasdorf und der Hofmark Söllhuben, die Listen der Männer überliefert, die zum Schutz und zur Verteidigung des eigenen Gebietes aufgeboten wurden. Die einzelnen Hauptmannschaften waren zum gegenseitigen Beistand verpflichtet.
Die verwendeten Waffen, im 15. Jahrhundert Spieße, Hellebarden und Armbrüste, ab 1532 auch Pixn und in der Neuzeit Karabiner, sind Kennzeichen des Gebirgsschützen, dessen Aufgabe es war, in der Heimat Land, Bevölkerung, Eigentum zu verteidigen und bei Prozessionen das Allerheiligste zu schützen. Neben dem Schutz und der Verteidigung der Heimat waren sie auch zuständig für die Sicherheit bei Wasser- und Brandgefahr.
Zum 01.01.1870 wurden auf Befehl von König Ludwig II. alle zu diesem Zeitpunkt bestehenden Gebirgsschützenkompanien in Bayern aufgelöst. Etwa ab dem Jahr 1900 kam es dann nach und nach zu zahlreichen Wiedergründungen.
Bernauer Gebirgsschützen
Die Bernauer Gebirgsschützenkompanie wurde erst im Jahr 2000 wieder gegründet. Sie ist erstmals 1346 als selbstständige Hauptmannschaft erwähnt und bis zu Ihrer Auflösung 1869 insgesamt 27 mal bei kriegerischen Auseinandersetzungen als Heimatverteidiger urkundlich aufgeführt. Sie waren nur zur unmittelbaren Heimatverteidigung eingesetzt (Der königliche Befehl lautete: Verteidigung des eigenen Herdes). Der Einsatzort war ausschließlich die unmittelbare Umgebung von Bernau, sowie das Kampenwandgebiet und das Sachranger Tal.
Die Bernauer Gebirgsschützenkompanie kann von 1477 bis 1869 jeden einzelnen Gebirgsschützen mit Namen und Haus urkundlich nachweisen. In der Musterungsrolle von 1477 werden 74 Bernauer Männer mit Wehr und Harnisch erwähnt.
Im Februar 2000 begann Max Herrmann mit der Erforschung der Historie von 1346 bis zur Auflösung 1869 durch den Befehl König Ludwig II. Er lautete wortwörtlich: „Spätestens zum 1. Januar 1870 sind alle Standarten und Fahnen des untergehenden Institutes (Gebirgsschützen) unter würdiger militärischer Begleitung bei dem Bürgermeister abzugeben.“
Die Bernauer Gebirgsschützenkompanie wurde am 15. Oktober 2000 wieder gegründet. Es schlossen sich damals 35 Bernauer Männer
um Max Herrmann zur Wiedergründung zusammen, um an die älteste Tradition von Bernau, das wehrhafte Brauchtum zu erinnern. Im Frühjahr 2000 wurde durch Zufall auf dem Speicher der Pfarrkirche Bernau eine alte Fahne gefunden, die nach gründlicher Prüfung durch Fachleute als die alte Bernauer Gebirgsschützenfahne bestätigt wurde. Die Begeisterung über diesen Fund war bei den Gebirgsschützen und der Bernauer Bevölkerung so groß, dass innerhalb kürzester Zeit das Geld für eine Neuanfertigung nach dem Muster der alten Fahne gespendet wurde. Die alte Fahne ist inzwischen so restauriert, dass sie in einer Glasvitrine im neuen Rathaus ausgestellt ist.
Zur Neugründung einer Gebirgsschützenkompanie waren folgende Bedingungen zu erfüllen:
- Historisch geschichtlicher Nachweis
- Historischer Monturnachweis
- Zutreffende Satzung einer Gebirgsschützenkompanie
Diese Nachweise wurden unabhängig von drei verschiedenen Stellen geprüft (3. Instanz, Haus der Bay. Geschichte in München durch Prof. Dr. Dr. Pater Weber, Kloster Benediktbeuren). Aufgrund des zweiten Punktes musste die neu gegründete Bernauer Gebirgsschützenkompanie sich eine historisch belegbare Montur anschaffen. Nach dem Monturvorschlag von Landrichter Gigl (Prien 1836) der lautete:
“Die Montur soll wie bisher aus der echten nationalen Tracht, der Bewohner der inneren Gebirge, aus folgenden Stücken bestehen … “ Montur
Die Aufgabe der Bayerischen Gebirgsschützen ist in der Satzung des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien (BBGK), am 12. April 1970 in Tölz beschlossen und wie folgt festgelegt:
Die Aufgabe des Bundes der Bay. Gebirgsschützen-Kompanien ist alpenländische Sitte und wehrhaftes Brauchtum unserer Ahnen zu erhalten und weiterzugeben und die aus der jahrhundertealten Tradition hervorgegangene Verpflichtung zum Schutze der Heimat wahrzunehmen. Der BBGK erachtet es als eine Aufgabe, an Orten, an denen vor 1810 Gebirgsschützenkompanien bestanden haben, die Kompanien wieder ins Leben zu rufen und zu fördern. Die Arbeit des BBGK liegt auf kulturellem und heimatpflegerischem Gebiet.
Damit ist klar gemacht, dass es den Gebirgsschützen letztlich nicht um den äußeren Rahmen in Kleidung und Auftreten geht, sondern in erster Linie um das innere Verhältnis zu Glaube, Heimat und Freiheit. Auch die Bernauer Gebirgsschützen haben es sich zur Aufgabe gemacht, in diesem Sinne tätig zu werden.